Dienstag, März 04, 2008

DIE HELDIN VON LÜTZEL...

... oder aber auch DAS GEISTERSCHIFF. (von A. B. mit leichter Zensur von A. K.)

Es war gegen viertel vor Acht am Abend, als wir zusammen um die Ecke in die Blumenstraße bogen um zu ihrem Auto zu gehen. Wir wollten eigentlich mit ihrem Vater an die Mosel zum Essen fahren, als ich ein Fahrgastschiff am Moselufer bemerkte das ungewöhnlicherweise quer zum Ufer lag.

Bei genauerem hinsehen, stellten wir fest, das weder jemand auf der Brücke saß, noch war die Navigationsbeleuchtung eingeschaltet.

Kein Licht, niemand an Bord.

Als wir am Ufer ankamen sahen wir beide Leinen, Vorderleine und Achterleine, im Wasser treiben.
Ein echtes Geisterschiff.

Die Vorderleine schwamm zwei gute drei Meter vom Ufer entfernt, zu weit aber um mit der Hand nach Ihr zu fischen.

Ich lief zum nächsten Schiff das am Moselufer festgemacht hatte. Es war ein Tankschiff, die „Thomas“.
Ich sprang an Deck und rief den Schiffsführer aus seiner Kajüte. Dieser öffnete mir aufgeschreckt, nur mit Unterhose bekleidet, die Tür. Er erkannte die Situation aber schnell und zog sich eilig etwas Über, während ich per Telefon einen Notruf absetzte.
„Ich melde leicht aufgeregt ein führerloses Fahrgastschiff das am Moselufer treibt. Informieren Sie die Wasserschutzpolizei und schicken Sie einen Streifenwagen.“

Sie verschaffte sich während dessen eine Überblick über die Lage.

Dann lief ich mit dem Schiffsführer zusammen zum Vorschiff, den Enterhaken seines Tankers zu holen.
Mit dem Enterhaken gelang es Ihm dann die Vorleine des Geisterschiffes zu fischen. Wir zogen sie aus dem Wasser und sicherten sie an einem Poller.

Während der Schiffsführer des Tankers nun vom Heck seinem Schiff aus aufpasste das das Geisterschiff auf Abstand blieb, zogen der Vater von Ihr und Sie die Vorderleine das Schiff ans Ufer. Unglaublich was man auf einmal für eine Kraft entwickeln kann, wenn Gefahr droht.

Wetten dass..?-reif.

Erst bewegtes sich das 250 Personen-Schiff kaum, dann aber - dank ihren Kommandos - immer ein wenig mehr.

Das Geisterschiff hatte ungewöhnlicher-, aber in diesem Fall wohl glücklicherweise den Anker gesetzt, wie wir beruhigender Weise erkannten.
Es konnte also nicht allzu weit abdriften, aber zum einen versperrte es unbeleuchtet die Fahrrinne und zum anderen bestand die Gefahr dass es gegen das Tankschiff treiben könnte.

Die Gefahr schien erstmal gebannt.

Dann näherte sich ein Großaufgebot an Rettungskräften. Aus allen Richtungen tatüü tatta. So, wie Sie es so sehr liebt. Der Himmel auf Erden.

Der Polizeihubschrauber schien den Polizeifunk mitgehört zu haben, kam angeflogen und schwebte über uns, um das Ufer mit Flutlicht auszuleuchten. Spannend, man fühlte sich wie ein verfolgter Schwerverbrecher. Sie winkte aufgeregt und signalisierte: Alles okay!

Und während von der Landseite zwei Polizeifahrzeuge und zwei Feuerwehrfahrzeuge zur Stelle kamen, näherte sich das Boot der Wasserschutzpolizei von der Wasserseite. Es ging an einem weiteren festgemachten Großmotorgüterschiff längsseits um dort festzumachen.

Die Beamten nahmen das Geschehen auf, befragten in der Nachbarschaft die Anwohner und informierten den Besitzer des Geisterschiffes.

Es stellte sich schnell heraus, das bereits am Nachmittag mehrere Jugendliche auf dem Fahrgastschiff herumgeturnt waren, bis sie von der Polizei einen Platzverweis bekamen.

In den Abendstunden schienen Sie dann wiederholt das Schiff aufgesucht und dabei die Leinen gelöst zu haben.
Die Ermittlungen wegen Gefährlichen Eingriff in den Schiffsverkehr dauern an.

Die Heldin des Abend hatte (fast ganz alleine) ein 45 x 8,5 m 250 Personen-Schiff mal eben an Land gezogen!

Respekt die Dame, Respekt!