Freitag, August 12, 2005

BA IS ON STRIKE!!!

London, Heathrow, 23:56 deutscher Zeit

Es ist unglaublich... Seit 8 Stunden sitze ich jetzt hier am Flughafen. Nichts geht mehr. Das gesamte Flughafenpersonal streikt.



Alles fing damit an, dass die nette Dame am Frankfurter Flughafen mich darüber informierte, dass das Catering streiken würde. Aber man bekäme einen Voucher über 7 Euro von British Airways, mit dem man sich zumindest ein paar Snacks und Getränke zu Flughafenpreisen leisten konnte. Geht ja!
Im Flugzeug dann lief alles glatt. Auch die Landung.
Aber noch vor dem Einrollen der Parkposition fing alles an:

15:00 Uhr: ausrollen zum Terminal, wir sind eine viertel Stunde zu früh
15:10 Uhr: Durchsage vom Capitain, wir kriegen keinen Platz zugewiesen
15:30 Uhr: immer noch keine Änderung, die Zeit zum Weiterflug wird knapp
15:40 Uhr: ein Platz wird uns zugewiesen, es heißt, wir sind die letzten, die überhaupt landen dürfen
15:42: warten auf die Treppe, die uns allen das Austeigen ermöglicht
15:43: Durchsage; es gibt keine Busse
15:50: ich lerne Florian kennen, er muss auch nach NY und wir wollen gemeinsam den Weg suchen
16:10: endlich raus aus dem Flieger...
16:15: rein in das unklimatisierte Gebäude, alles staut sich, keiner weiß wo lang, alle sind total überfordert, Sicherheit gleich null
16:20: jetzt steht es fest, keine Busse fahren, also: zu Fuss den Weg von 3 Terminals überbrücken, wir schwitzen, rennen, suchen
16:50: bording time, kurz danach erreichen wir beide total abgehetzt Terminal 4, treffen auf Jens, einen Freund von Florian
Menschen über Menschen, Angestellte, die erklären müssen, immer und immer wieder, die telefonieren und Zettel mit Neuigkeiten verteilen
Gerüchte tauchen auf, es würde nichts mehr starten momentan und hinter unserem Flug auf der Anzeigetafel steht nur noch please wait



17:10 reguläre Abflugzeit, ungefähr jetzt kriegen wir bescheid, das heute wohl nichts mehr passiert
17:15: auf zur Essenausgabe, Leute haben Durst, Hunger, ihnen ist warm
alles knüllt sich in den Pubs, Restaurants,...
Läden fangen an zu schließen, weil Leute sich einfach mit Parfüm ansprühen, es ist warm ekelhaft, es gibt keine Sitzplätze und wenn man sitzt und sich nicht kümmert kommt man nicht vorran
Anstehen, anstehen, anstehen...



Wir rennen von der einen Information zur anderen, Bilder die man nur aus Filmen kennt, nichts geht mehr.
Alte Leute müssen ihr Handgepäck schleppen, kleine Kinder fangen an zu weinen, schwitzen in der Schlange, niemand kann schlafen, es ist viel zu laut.
Die Lautsprecherdurchsagen sind viel zu leise um auch nur einen Hauch davon zu verstehen.
Ständig werden Zettel verteilt mit Informationen, die nicht weiter helfen. Es wird von Nummern gesprochen, die man anrufen soll, nur kommt man nicht durch. Wie soll man sich denn selbst um einen Flug kümmern? In einem fremden Land?
17.000 Leute, so die letzte Meldung.
Endlich verteilen Mitarbeiter des Flughafens etwas zu trinken, für die Leute, die anstehen, noch im glauben ein Stockwerk tiefer eine Möglichkeit zu finden, einen Ersatzflug später oder am nächsten Tag zu bekommen.



Wir stellen uns an. Nicht hinten, sondern irgendwo in der Mitte. Die Schlange ist mindestens 500m lang und das nur in unserem Abschnitt.
Unglaubliche Szenen!
Kein Vorrankommen, wir zählen die Meter: 10 m in 1 1/1 Std.!!!
Was wäre, wenn jetzt die Situation eskalieren würde? Panik, Feuer oder ähnliches. Aber die Situation bleibt ruhig, erstaunlich.
Endlich mal eine Nachricht von einem Stockwerk tiefer. Leute vor uns lösen sich aus der Schlange, was ist da los?
Es heißt, es gibt da unten 2 Leute um unsere Daten aufzunehmen. Wir bleiben, denn immer mehr Leute entscheiden sich wohl dazu, doch im Flughafengebäude zu übernachten. Noch gibt es vielleicht eine Möglichkeit zu bleiben und einen einigermaßen bequemen Schlafplatz zu findnen.



22:00 endlich kommen wir unten an. Es gibt die Möglichkeiten einen Voucher für ein Hotel zu bekommen. Aber keiner kann uns sagen, ob überhaupt noch was zu bekommen ist. Und was ist, wenn wir dann denn Flug verpassen?
Niemand hilft uns mit ausreichenden Informationen.
Wenn wir den Flughafen heute Nacht verlassen, können wir ihn nicht mehr betreten. Wir hören, dass andere Leute seit 7 Stunden im Flugzeug sitzen, weil niemand eine Treppe bereitstellen kann...
Ohne Worte!!!
Wir geben auf, weil man nicht mehr vorran kommt und weil uns die Situation chancenlos lässt.
Doch dann wieder heißt es, es gibt nur diese beiden Möglichkeiten: Hotel oder unten übernachten, so dass man um 6, wenn der Counter öffnet direkt buchen kann.
Also wieder runter. Wir bauen ein Nachtlager auf. Einer stellt sich mit Passports und Flugscheinen in der Schlange an. Ein anderer besorgt Essen und Getränke, derjenige (ich) der auf die Sachen aufpasst, wählt pausenlos die kostenlose (natürlich nur für Engländer) Hotline an. Kein Druchkommen, nur besetzt!
24:00 Uhr: Wir bekommen endlich eine Voucher und es heißt, das bis morgen eh nichts mehr geht. Also zu Fuss raus aus dem Flughafen. Draußen auch ein Schlange! 500m minimum!
Wir warten wieder 1,5 Std. auf den fucking bus.
01:00 Uhr: die ersten Busse kommen
01:30 Uhr: wir steigen ein und fahren nicht los!
2:00 Uhr: endlich!
3:00 Uhr: Ankunft im Hotel. Einchecken! Sehr nett und vor allem schnell! Alle wollen nur noch ins Bett oder was essen.
7:00 Uhr: Jens versucht die Hotline anzurufen. Immer noch kein Durchkommen!
Mein Reisebüro hat auch keien guten Nachrichten, wir hängen einfach fest!
Im TV die ersten Informations. Nix geht mehr bis heute abend um 18:00 Uhr. Aber wie sollen 17.000 Leute auf einmal losfliegen???
Frühstück! Endlich was zu essen.
10:30 Uhr: wir sind müde, verspannt, und brauchen frische Anziehsachen, können aber das Hotel bis 12 nicht verlassen, weil wir auf Neuigkeiten warten.
Die jungs schlafen beide und ich schreibe hier auf, was passiert. ICH WILL DOCH EINFACH NUR NACH NEW YORK! BITTE! DIE NERVEN LIEGEN BLANK! Doch hier hilft jeder jedem. Wenigstens etwas.
Ich will jemanden, der sich fähig um einen Flug kümmert, ich will ein Hotelzimmer so lang wie nötig, damit wir nicht auf dem Boden schlafen müssen, ich will ein frisches T-shirt, Duschgel und ein wenig Kosmetika.
AND I WANT TO NY; NOW!!!

Artikel auf SPIEGEL ONLINE

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Schwesterchen,
wir verfolgen zuhause auch das geschehen in London via BBC. Das tut mir echt leid für dich, aber nach New York kommst du noch, keine Sorge.
Ich war mal so frei und hab ein paar Tippfehler beseitigt und habe am Ende des Artikels einen Link angefügt.

Ganz ruhig bleiben!

David

Anonym hat gesagt…

Hi Amelie,
hab gestern erfahren das du da in London festsitzt und der ganze Ablauf da echt voll zum ko..en ist. Ich hoffe die ganze Zeit für dich das das Disaster endlich nen Ende nimmt. Immerhin konntest du im Hotel schlafen und nit auf nen harten Terminal-Boden. Auch wenn du da mit dem Florian und dessen Kumpel "alleine" hockst, wir denken alle mit dir und hoffen hier alle das es für dich bald weiter nach NY geht.
Keep cool !!

Caspar

Anonym hat gesagt…

Hallo Amelie,
wir drücken dir alle Daumen, dass endlich so eine Kiste abhebt und dich über den Teich bringt. Melde dich wann immer du willst.

good luck

daddy

Anonym hat gesagt…

Hey Amelie,
manchmal ist das Timing einfach uebel. Ich hoffe, Du kannst in dem ganzen Drama etwas positives finden (Kontakte oder exklusive Unterwaesche bezahlt von BA). Heathrow und alles, was damit zusammenhaengt ist ein Riesenapparat. Fluggesellschaften machen Dir nie Hoffnungen.
Wir sind hier, wir werden die Insel nicht verlassen bevor Du ankommst und wir freuen uns ganz arg auf Dich.
Bleib' ruhig und lass' Dich nicht von Hektikern anstecken.
See you soon Amelie.

Elke (auf der anderen Seite des Teichs)

Anonym hat gesagt…

Hallo Amelie!
Mein Gott, ich bin entsetzt was ich hier lese...
Das ist unglaublich. Ich hoffe Du bist gut angekommen und wirst für das ganze Drama in London entschädigt... Mit einer tollen Stadt und endlich Ruhe und und und...
Liebe Grüße,
Yve